Theater Heilbronn, Premiere am 07.03.2020
von Yasmina Reza
mit Alessija Lause, Nils Brück, Sabine Unger, Hannes Rittig, Judith Lilly Raab/Eva Mannschott
Regie Folke Braband
Ausstattung Tom Presting
Dramaturgie Sophie Püschel
Fotos Thomas Braun
Eigentlich hatte Boris, erfolgreicher Glasereiunternehmer Mitte Vierzig mit seiner Geliebten Andrea, einer Pharma-Assistentin und alleinerziehenden Mutter, ein romantisches Seitensprung-Dinner mit anschließendem Hotelbesuch im Sinn. Doch als er erwähnt er, dass ihm dieses Restaurant von seiner Frau empfohlen wurde, reagiert Andrea erbost und fühlt sich missachtet. Im Eifer der Diskussion und in der Absicht den Abend zu beenden fährt Boris beim Parkmanöver eine ältere Dame um. Diese entpuppt sich als Schwiegermutter von Francoise, der besten Freundin von Boris‘ Ehefrau. Ihr Mann Eric schlägt vor – auf diesen Schreck – ein gemeinsames Glas zu trinken. Boris bleibt keine andere Wahl, als sich darauf einzulassen. Derweil kocht der Streit zwischen Andrea und Boris unterdrückt weiter und bald haben die Tischgenossen erkannt, welcher Natur die Beziehung der beiden ist. Zugleich tritt zutage, dass Boris‘ Firma aufgrund unüberlegter Investitionen kurz vor dem Bankrott steht. Zwar versuchen alle Beteiligten „Bella Figura“ zu machen, aber die penibel gepflegte bürgerliche Fassade kommt mächtig ins Wanken – und bricht schließlich lautstark in sich zusammen.
Folke Braband gelingt es in einer vitalen, forschen Inszenierung das Spiel der Figuren in hervorragender Weise herauszuarbeiten. Er hat wirklich einen Weg gefunden Rezas Stück nicht nur zu einem kleinen Gesellschaftsdrama sondern auch zu einer wunderbaren Charakterstudie zu machen. Ludwigsburger Kreiszeitung
Zunehmend fällt es den Beteiligten schwer gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Auf der reduzierten Bühne vom Tom Presting sehen wir Stationen des Scheiterns in einem kühlen Setting. Vor wechselnden Blau, Rot und Grün Neontönen steuern Andrea (Alessija Lause) und Boris (Nils Brück) mit Grandezza auf den Abgrund ihrer Affäre zu. Klamauk und Klischees mischen sich mit subversiven Spitzen und der Abend schnurrt mit Musik unterlegt munter weiter. Viel Applaus Heilbronner Stimme