Vaganten Bühne

Abigails Party DEA

Vagantenbühne, Premiere 21.04.2001

von Mike Leigh

mit Eva Manschott, Konstanze Proebster, Doris Prilop, Guido Hammesfahr und Rainer Winkelvoss/Otto Strecker

Regie Folke Braband Ausstattung Olga Lunow

Unter dem Deckmantel zärtlicher Fürsorge kämpft der Oliven-Freund gegen die Chips-Fraktion, der Klassik-Liebhaber gegen den Vertreter der Popmusik, der Gastgeber gegen den Gast, der Ehemann gegen die Ehefrau – und umgekehrt. Fünf Menschen – die kaum eine Ahnung davon haben, wie wenig sie miteinander verbindet, deren Ansichten unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Sehnsüchte und Bedürfnisse keine Entsprechung in ihren Partnern finden – erleben unter dem Druck der Konvention einen beklemmend gesitteten Peinlichkeitsmarathon, der schließlich im Herzinfarkt des Hausherrn sein tödliches Ende erreicht.

Als er noch ein experimenteller Theatermacher war und die Cocktailhäppchen-Kultur ihre grausige Blütezeit erlebte, hat der inzwischen weltberühmte Filmemacher Mike Leigh mit seinen Schauspielern auf der Basis von Improvisationen 1977 mit „Abigails Party“ ein pechschwarzes Szenario entwickelt, in dem sich Konvention und Niedertracht, Höflichkeitsterror und Sozialdarwinismus lustvoll vereinen.

Presse

Braband zieht das Korsett der Umgangsformen straff bis es knarrt und ächzt. Alle Liebenswürdigkeiten sind prall unterfüttert mit Boshaftigkeit… Nötigung ist hier alles. Die Indiskretionen, die die Regie den Schauspielern abverlangt, der Mustertapetenwahnsinn, den uns Tom Prestings Bühnenbild aufs Auge drückt, und natürlich auch die militante, Geiselhaftbedingungen schaffende Gastfreundschaft, mit der die gnadenlose Smalltalkmeisterin Beverly (Eva Mannschott) ihre Gintonic-gedopten Opfer schikaniert  Die Welt

Regisseur Folke Braband hat den fünf ausgezeichneten Darstellern das Stück fest über die Knochen gespannt. Nun stecken sie genau in den griffig gezeichneten Figuren und servieren die Pointen zielsicher aus der Hüfte. Frankfurter Allgemeine Zeitung

Folke Brabands Inszenierung ist eine fürchterlich komische Satire auf eine verkorkste Nachbarnparty. Dies ist kein Stück, das aus Liebe zu den Frauen geschrieben wurde, oder auch nur aus purer Menschenliebe. Aber Braband sorgt mit seiner Regie schon dafür, dass auch die Männer nicht als Opferlämmer dastehen. Dieses ist bei den Vaganten hochvergnügliches Komödienspiel, schauspielerisch mit böser Schärfe gezeichnet, es eskaliert am Ende zu schauerlicher Farce. Wo sich so viele Abgründe am Sofatisch auftun, wälzt sich das Publikum in Schadenfreude. Radiokultur

In schaurigen, genüsslich bis ins kleinste Detail, ausgekostetem 70er Jahre-Dekor, zwischem Raumteiler, Zigarettenspender und Porno-Pop vom Plattenteller inszeniert Regisseur Folke Braband ein quietschend, schrilles Kammerspiel der Spiessbürgerlichkeit, das in jedem Ton, jeder Geste, so punktgenau daneben liegt, dass es die reinste Freude ist. Hamburger Abendblatt

Lange hat man nicht mehr so ein spannendes Beziehungsgeflecht auf der Bühne gesehen. Diese kleine, feine, psychologisch durch und durch stimmige Produktion kann sich mit Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“ im Renaissance-Theater absolut messen. Obwohl: Partys wird der Zuschauer vorerst meiden, garantiert! B.Z