Schlossparktheater

Der Bürger als Edelmann

Ernst-Deutsch-Theater / Hamburg, Premiere 04.06.2015

Schlosspark Theater/Berlin, Premiere 25.10.2014

von Jean Baptiste Molière

Fassung Folke Braband

mit Dieter Hallervorden, Dagmar Biener, Oliver Dupont, Philipp Sonntag, Anne Rathsfeld, Oliver Nitsche, Anja Boche und Harald Effenberg

Regie Folke Braband  Ausstattung Stephan Dietrich Musik Felix Huber Choreographie Klaus Abromeit

Monsieur Jourdain ist ein Geschäftsmann, der zu schnellem Geld gekommen ist und von dem Gedanken besessen ist, seinen sozialen Aufstieg mit einem Adelstitel zu krönen. Für die dazu notwendige Bildung werden ein Musiklehrer, ein Tanzlehrer, ein Fechtmeister; ein Schneider und sogar ein Philosoph engagiert. Seine Tochter Lucile, die unsterblich in den bürgerlichen Cléonte verliebt ist, will er verkuppeln und so zur Marquise machen. Er selbst hofiert die junge Marquise Dorimène, die er mit teuren Geschenken überhäuft. Bei seiner Werbung erhofft er sich Unterstützung von dem intriganten, bettelarmen Adeligen Dorante, dem er große Geldsummen zusteckt und der seinerseits ein Auge auf die schöne Dorimène geworfen hat. Madame Jourdain muss mit ansehen, wie ihr Mann hintergangen und um sein Geld betrogen wird. Endlich ergreift Cléonte die Initiative und schmiedet einen raffinierten Komplott …

Presse

Für Dieter-Hallervorden-Fans ist es ein Fest, für selbst ernannte Hüter des molièreschen Geistes ein Frevel und für den Rest des Publikums ganz einfach ein großes Vergnügen: Im Ernst Deutsch Theater wird Molières Ballettkomödie „Der Bürger als Edelmann“ in der Regie von Folke Braband gegeben, mit Dieter Hallervorden in der Titelrolle. (…) Was sagte doch Goethe? „Molière betrachtet gern diese jämmerliche Menschheit als ein altes, unheilbares Kind, das man aufrichten und besonders dadurch trösten muss, dass man es unterhält.“ Genau das ist Hallervorden als Jourdain, ein altes, unheilbares Kind, mit einem Gemüt, das sich selbst am Aussprechen von Vokalen blödsinnig fröhlich ergötzen kann. Dieter Hallervorden ist das Zentrum dieser präzise funktionierenden Komödie mit einer fabelhaft üppigen Ausstattung (Stephan Dietrich). Seine Mitspieler sind ihm lustvoll gewachsen. Allen voran Dagmar Biener als genervte, pragmatische Ehefrau von Jourdain. Die Welt

Folke Braband hat das Stück gerafft, bearbeitet und – sehr wohltuend – nicht den Ehrgeiz, es neu zu erfinden. Deshalb wird putzmunter vom aufgefrischten Blatt gespielt und kaum eine Gelegenheit ausgelassen, einen kleinen, großen, peinlichen, herrlich doofen oder unerwartet geistreichen Witz zu reißen. Die zweistündige Aufführung ist so gediegen wie närrisch, so bodenständig wie unterhaltsam – und so ernsthaft, wie es eine gute Komödie verlangt. Berliner Zeitung

Was noch für diese Inszenierung spricht, ist die türkische Maskerade, mit der Jourdain genarrt wird, damit er seine Tochter an den verheiratet, den sie will. Der Auftritt der kauderwelschenden Schein-Türken ist nicht bösartig, nicht antitürkisch. Auch nicht antimuslimisch, bitteschön. Aber auf eine wunderbar erfrischende Weise politisch unkorrekt. MOZ

Es wird hier nicht etepetete klassische Komödie gespielt. Bei Folke Braband ist das ein gar nicht zimperliches Lustspiel, ein Schwank. Die wenigen Darsteller flutschen in verschiedenen Rollen durch die amüsanten Szenen. Dagmar Biener spielt die mit ihrem eitlen Mann geschlagene Frau mit resoluter energischer Vernünftigkeit. Das Hauspersonal, die diversen Lehrmeister sind mal komisch, mal graziös, mal gröber getroffen. Aber es ist keine Frage: das Stück, das hier gegeben wird, dreht sich selbstredend um die Hauptfigur. Und das ist Dieter Hallervorden. Er verkörpert diesen Parvenü, mal im Hemd, mal im Prachtgewand, dann sogar mit Turban, mit verschmitzter Naivität. Der Mann, den er spielt, ist grenzenlos unbedarft, aber er ist sympathischer als alle anderen. Wie Hallervorden die Vokale und Konsonanten ausspricht, als hätte er lauter neue Gene entschlüsselt, wie er sich verbal immer wieder verhaspelt, ist schön dämlich und komisch. rbb Kulturradio

Vielleicht schürft dieser Abend nicht eben wirklich tief, aber er ist ehrliche, außerordentlich sympathische Unterhaltung mit acht Darstellern in immerhin 13 Rollen. Und außerdem eine echte Augenweide, denn alle Kostüme (Ausstattung: Stephan Dietrich) wurden nach den Barockoriginalen eigens opulent und detailverliebt nachgeschneidert. Es endet dieses knallbunte Sittenbild im Schlosspark Theater übrigens mit einem großen Triumph der Frauen, eine jede von ihnen bekommt nämlich genau das, was sie wollte. Während vom Größenwahn der Herren nur ein paar saftig vorgeführte Waschlappen in Strumpfhosen übrig bleiben. Berliner Morgenpost

Der erste Klassiker ist ein voller Erfolg. Ein urkomisches Vergnügen, ist das neue Stück des Schlosspark Theaters Steglitz. Die Hauptrolle in Molières „Der Bürger als Edelmann“ spielt natürlich der Leiter selbst: Didi Hallervorden gibt den charmant komischen Monsieur Jourdain. Ein Lob gebührt allen Schauspielern, zu acht spielen sie insgesamt 13 Rollen. Dagmar Biener überzeugt als Madame Jourdain, Oliver Dupont vom empfindsamen Schneiderassistenten bis zum sich verzehrend liebenden Großtürken. Herrlich ist aber vor allem Hallervorden als einfältiger Kaufmann. Didis Klamauk entlarvt den scheinheiligen Wahn vom Aufstieg in die High Society, der perfekt inszeniert ist von Barock-Tracht bis zum Schönheitsfleck. Ein kurzweiliges Vergnügen, das lehrt: Schönen Frauen schickt man am besten Wicken und unter angeblichen Großtürken muss man sich in der Kunst des Rap beweisen. B.Z.

Dieter Hallervorden hat sich anscheinend seine gesamte Karriere auf diese Rolle vorbereitet. Immer wieder lugt „Didi“ hinter der Maske – oder besser der weißen Schminke – Jourdains hervor. Er fügt Wortungeheuer mühelos aneinander, verhaspelt sich bei Fremdworten, stolpert und hüpft über die Bühne. Für sein Spiel erntet Hallervorden zahlreiche Lacher und abschließend lauten Applaus. Vor allem in den Mammamouchi-Szenen, in denen sich Clèonte als Großtürke ausgibt, um doch noch die Hand Lucilles zu gewinnen, bleibt kein Auge trocken, wenn dort im schrägen Fantasie-Türkisch parliert und sogar gerappt wird – vielleicht nicht unbedingt „politisch korrekt“ dafür aber höchst amüsant und unterhaltend. (…) Wer einmal zwei Stunden durchlachen möchte und auch vor Klamauk nicht zurück schreckt, für den ist die Inszenierung ein Muss. Stadtrandnachrichten