Vaganten Bühne

Antigone

Vagantenbühne, Premiere 29.10.2003

in einer Fassung von Folke Braband nach Jean Anouilh

mit Dominique Chiout, Doris Prilop, Romanus Fuhrmann und Guido Hammesfahr.

Regie Folke Braband Bühne Tom Presting Kostüme Katharina Beth

Folke Braband hat mit der Übertragung ins Heute eine gewagte Textfassung geschaffen, ohne den Stoff modernistisch aufzupeppen. Was in der Antike der von einem blinden Greis moderierte Chor ist in der Medienrepublik die von telegenen Frauen choreografierte Talkrunde. Für politische Offenbarungen sind Christiansen, Illner und Maischberger zuständig. Gern wurde „Antigone“ von den Moden der Epochen vereinnahmt. Sie wuchs zur regelrechten Galionsfigur des Feminismus heran. Von Sophokles bis Anouilh: In der „Antigone“ geht es um politischen Protest, um die Verteidigung des Individuums gegen kollektive Gleichmacherei, um die Rebellion des Fortschritts gegen das Reaktionäre und um das Aufbegehren der Jugend gegen das Alter.

Presse

Folke Braband hat sehr effektvoll das Stück auf den Talkshoweffekt zurecht geschnitten. Man erkennt mit großem Vergnügen die mimischen, gestischen, die verbalen Floskeln und Diskurs-Taktiken der verschiedenen Talkshow-Genres und ihrer Protagonisten wieder. Dies aber ist kurz, knapp und ausgesprochen witzig und wirkungsvoll. Und es springt aus dieser Generations-Kontroverse ein starker Funke Erkenntnis heraus. Folke Braband muß offenbar viel fernsehen. Was mich doch etwas wundert, soviel er an verschiedenen Theatern derzeit zu inszenieren hat.  Radiokultur

Man würde Seiten brauchen, um die vielen faszinierenden Details dieser bravourösen Produktion aufzuzählen.  Wiener Zeitung

Regisseur Folke Braband hat nämlich Jean Anouilhs Sophokles Bearbeitung noch einmal hergenommen und respektlos zum Fernseh-Talk umgeknetet. Er spürt das Parodistische dieser Sendungen auf, spielt souverän mit den Klischees des falschen Interesses und des geheuchelten Betroffenseins. Der Tagesspiegel

Hier wird nicht eine Vorlage um der Provokation willen vergewaltigt – hier wird eine zeitlose Geschichte zu uns geholt, packend, psychologisch genau, mit Gedanken und mit Witz. Radio France